Es begann damit, dass ich nach vielen Jahren alleinerziehendem Mutter-Sein und erlebnisreichem und stressigem Büroalltag, umzugsbedingt im Homeoffice arbeiten konnte. Die anfängliche Freude über diese Veränderung schwenkte jedoch relativ schnell in Einsamkeit, Unzufriedenheit, Frustration und Lustlosigkeit um.
An irgendeinen Montagmorgen blickte ich an mir herunter und fragte mich: „Ist es wirklich sinnvoll, was ich hier tue? Wozu mache ich das? Was bewirke ich damit? Für wen oder was habe ich es die ganzen Jahre gemacht? Ich tat es tatsächlich nicht mehr für mich und nicht für mein Herz, denn wenig von dem erweckte noch meine Neugier. So entstand eine unerträgliche Spannung zwischen Herz & Verstand. Wem sollte ich folgen?
Ich fühlte mich innerlich verarmt. Und damit drängte sich die schmerzliche Frage auf: Welchen Auftrag gibt es für mich in dieser Welt? Wie finde ich meinen Sinn im Leben? Hat Leben generell einen Sinn? Die letzte Frage bohrte sich täglich tiefer in meinen Kopf. Ich fühlte mich immer bedrückter, mutloser und antriebsschwächer. Irgendwann wusste ich nicht mehr, wer ich war, ich hatte die Befürchtung, völlig überflüssig zu sein. Der beängstigende Gedanke, keinen Halt mehr zu finden (etwas Göttliches gab es bis dahin nicht für mich) wurde gefolgt von der nächsten Angst. Angst vor mir selbst und Angst vor dem Tod. Es war an der für Zeit für Veränderungen. Ich brauchte dringend einen Perspektivwechsel, aber wie?
Über Umwege stieß ich auf die Vipassana Meditation (Einsichtsmeditation/ Dinge sehen wie sie wirklich sind). Durch diese Methode erschloss sich mir erstmalig die bewusste Wahrnehmung meiner inneren Welt. Hier lernte ich, dass ich nicht meine Gedanken bin! Und diese Erkenntnis war wirklich grundlegend für mich. Denn in Situationen, in denen ich bislang reflexartig reagierte, wurde es mir mehr und mehr möglich, sinnvoll zu prüfen, welche gedanklichen Konstrukte mein Verstand erzeugt hat. Welche Situationen, welche Gedanken auslösen und umgekehrt - ich erblickte einen Handlungsspielraum. Ich hatte meine Mitte, mein „beobachtendes Ich“ kennengelernt. Ab jetzt konnte ich nicht mehr sagen „Ich bin halt so!“ und ergebe mich in mein Schicksal. Vielmehr ging mir auf: „Ich habe mich so gemacht.“ Dass diese Erkenntnis bedeutete, wirklich Verantwortung für mein Leben zu übernehmen, fand ich erst viel später durch die Wertimaginationen heraus.
Ich erkannte, dass jeder gesunde, erwachsene Mensch „sich selbst so macht“ und ich wollte wissen, wie andere Menschen, vielleicht in sehr viel unerträglicheren Lebenssituationen, ihre Angst überwinden und was sie am Leben hält. Woher nehmen sie ihren Mut und ihren Sinn zum Leben? Wie schaffen sie es, sich diese Resilienz aufzubauen und ihre Herausforderungen anzunehmen?
Auf der Suche nach einer Antwort, stieß ich auf das Buch „Trotzdem Ja zum Leben“ von Viktor E. Frankl. Er beschreibt hier aus der Sicht eines jüdischen Psychologen seine Erlebnisse im Konzentrationslager und seine zentrale Erfahrung, dass es möglich ist, auch noch unter den unmenschlichsten Bedingungen einen Sinn im Leben zu sehen.
Dieses Buch empfand ich als äußerst bewegend sowie ermutigend und es gab den Anstoß, mich mit den Themen Logotherapie und Existenzanalyse auseinanderzusetzen.
Hier begegnete mir die Methode der Wertimagination. Beim Durchblättern der Bonner VHS Broschüre stieß ich auf einen Satz, der mich besonders ansprach: „Wir sind mehr als wir denken“. Ein Tagesseminar bei Magda Van Cappellen im Kairos Institut - hier startete meine Reise zum „Streben nach Sinnerfüllung und Glück im Leben!“