Erfahrungsberichte

Innere Bilder?

Vor wenigen Jahren hörte ich den Satz: „Erwachsene haben den Zugang zu ihren inneren Bildern verloren.“ „Was für innere Bilder?“, dachte ich und wurde neugierig. Ich erfuhr aus Veröffentlichungen zu Motivations- und Hirnforschung, dass unser Sein und Handeln zum überwiegenden Teil durch unser Unbewusstes bestimmt wird. Unsere Körpergefühle seien die wichtigsten Antennen, um den Zugang zu den uns unbewussten Erfahrungswerten zu erlangen. Und unsere unbewusste innere Bibliothek, das emotionale Erfahrungsgedächtnis, kommuniziere vornehmlich über eine Bildsprache.

Fortan wurden mir Bilder zur wichtigsten Brücke zwischen bewussten und unbewussten Anteilen bei der Begleitung von Menschen. Und ich durfte erleben, dass sich ersehnte Veränderungsprozesse bei Klienten sehr viel nachhaltiger und wirkungsvoller einstellten als durch rein kognitive wortsprachliche Interventionen. 

Später hörte ich von „Wertimagination“. Eine Bekannte berichtete, dass sie im Rahmen eines Coachings Zugang zu den eigenen inneren Bildern bekäme. Und sie erlebe diese geführte und zielgerichtete Begegnung mit der eigenen Innenwelt als Kraftquelle und Orientierungshilfe für ihr tägliches Leben. 

Vor allem ihre spürbare Begeisterung machte mich neugierig. Ich startete einen Selbstversuch bei einer geschulten Wegbegleiterin (Dr. Sibylle Meyer, Werteakademie Berlin) und war sprachlos und überwältigt. 

Ich lernte verstehen, was innere Bilder sind. Ich bekam einen für mich ganz neuen Zugang zu einer geistigen Dimension, die mir bis dahin verborgen war. Und ich erlebe seither, welch hohe Bedeutung diese geistige Dimension für mein Sein, Erleben und Tun hat. Ich werde freier, authentischer, mutiger und gelassener. Und das fühlt sich gut an.

Um diese kostbare Methode künftig für die Beratung der Menschen anwenden zu können, die sich mir im Coaching anvertrauen, absolvierte ich die Ausbildung am Kairos-Institut Bonn bei Magda Van Cappellen und setze sie seither mit Freude ein.

Carola Kalitta-Kremer


 „Das Innere Meer“ und
„Begegnung mit meinem Baum“

Meine erste Wertimagination führte mich an mein Inneres Meer. Ich spürte den warmen weichen Sand an meinen Füßen. Und das Kommen, und Gehen der Wellen verband sich auf überwältigende Weise mit meinem Atem. Ein bis dahin noch nie erlebter Moment des Gehalten- und Einsseins. 

In einer zweiten Imagination begegnete ich meinem Baum, einer kraftvollen Eiche. Ich spürte ihre knorrige Rinde an meinen Händen. Und den Kraftstrom ihres im inneren des Baumes aufsteigenden Lebenssaftes. Ein Gefühl großer Freude, des Beschenkt-Werdens und der Verbindung mit einer Kraft, die mich durchströmt. 

Der persönliche Gewinn solcher gefühlten Erfahrungen ist enorm und wirkt sich in der Folge auf sehr positive Weise in unseren Lebensbezügen aus. Worte dafür zu finden ist schwierig. „Beschreibe jemandem, wie ein Pfirsich schmeckt, der noch nie in einen Pfirsich gebissen hat." Am besten probiert man es selbst einmal für sich aus.

Carola Kalitta-Kremer

Tanja: Was ist der Sinn?

Es begann damit, dass ich nach vielen Jahren alleinerziehendem Mutter-Sein und erlebnisreichem und stressigem Büroalltag, umzugsbedingt im Homeoffice arbeiten konnte. Die anfängliche Freude über diese Veränderung schwenkte jedoch relativ schnell in Einsamkeit, Unzufriedenheit, Frustration und Lustlosigkeit um. 
An irgendeinen Montagmorgen blickte ich an mir herunter und fragte mich: „Ist es wirklich sinnvoll, was ich hier tue? Wozu mache ich das? Was bewirke ich damit? Für wen oder was habe ich es die ganzen Jahre gemacht? Ich tat es tatsächlich nicht mehr für mich und nicht für mein Herz, denn wenig von dem erweckte noch meine Neugier. So entstand eine unerträgliche Spannung zwischen Herz & Verstand. Wem sollte ich folgen?  

Ich fühlte mich innerlich verarmt. Und damit drängte sich die schmerzliche Frage auf: Welchen Auftrag gibt es für mich in dieser Welt? Wie finde ich meinen Sinn im Leben? Hat Leben generell einen Sinn? Die letzte Frage bohrte sich täglich tiefer in meinen Kopf. Ich fühlte mich immer bedrückter, mutloser und antriebsschwächer. Irgendwann wusste ich nicht mehr, wer ich war, ich hatte die Befürchtung, völlig überflüssig zu sein. Der beängstigende Gedanke, keinen Halt mehr zu finden (etwas Göttliches gab es bis dahin nicht für mich) wurde gefolgt von der nächsten Angst. Angst vor mir selbst und Angst vor dem Tod. Es war an der für Zeit für Veränderungen. Ich brauchte dringend einen Perspektivwechsel, aber wie? 

Über Umwege stieß ich auf die Vipassana Meditation (Einsichtsmeditation/ Dinge sehen wie sie wirklich sind). Durch diese Methode erschloss sich mir erstmalig die bewusste Wahrnehmung meiner inneren Welt. Hier lernte ich, dass ich nicht meine Gedanken bin! Und diese Erkenntnis war wirklich grundlegend für mich. Denn in Situationen, in denen ich bislang reflexartig reagierte, wurde es mir mehr und mehr möglich, sinnvoll zu prüfen, welche gedanklichen Konstrukte mein Verstand erzeugt hat. Welche Situationen, welche Gedanken auslösen und umgekehrt - ich erblickte einen Handlungsspielraum. Ich hatte meine Mitte, mein „beobachtendes Ich“ kennengelernt. Ab jetzt konnte ich nicht mehr sagen „Ich bin halt so!“ und ergebe mich in mein Schicksal. Vielmehr ging mir auf: „Ich habe mich so gemacht.“ Dass diese Erkenntnis bedeutete, wirklich Verantwortung für mein Leben zu übernehmen, fand ich erst viel später durch die Wertimaginationen heraus. 

Ich erkannte, dass jeder gesunde, erwachsene Mensch „sich selbst so macht“ und ich wollte wissen, wie andere Menschen, vielleicht in sehr viel unerträglicheren Lebenssituationen, ihre Angst überwinden und was sie am Leben hält. Woher nehmen sie ihren Mut und ihren Sinn zum Leben? Wie schaffen sie es, sich diese Resilienz aufzubauen und ihre Herausforderungen anzunehmen? 

Auf der Suche nach einer Antwort, stieß ich auf das Buch „Trotzdem Ja zum Leben“ von Viktor E. Frankl. Er beschreibt hier aus der Sicht eines jüdischen Psychologen seine Erlebnisse im Konzentrationslager und seine zentrale Erfahrung, dass es möglich ist, auch noch unter den unmenschlichsten Bedingungen einen Sinn im Leben zu sehen.  
Dieses Buch empfand ich als äußerst bewegend sowie ermutigend und es gab den Anstoß, mich mit den Themen Logotherapie und Existenzanalyse auseinanderzusetzen.
Hier begegnete mir die Methode der Wertimagination. Beim Durchblättern der Bonner VHS Broschüre stieß ich auf einen Satz, der mich besonders ansprach: „Wir sind mehr als wir denken“. Ein Tagesseminar bei Magda Van Cappellen im Kairos Institut - hier startete meine Reise zum „Streben nach Sinnerfüllung und Glück im Leben!“ 

„Die Personifizierung der Freude“

„Ich stehe am Meer, am Strand zwischen hohen grünen Felsen und Klippen. Die Sonne scheint kraftvoll, alles fühlt sich warm und wohlig an. Ich schaue aufs Meer hinaus, als am Horizont eine übergroße weibliche Gestalt mit langem, glänzendem, blondem Haar und einem weißlich-goldenen Gewand, erscheint. Sie schwebt immer näher auf mich zu und strahlt mich an, ich lasse mich freudig von ihr begrüßen. Das Gefühl von Wärme und hellem Licht durchströmt meinen Körper. Sie berührt und streift meinen ganzen Körper sanft mit ihrem Gewand, ich fühle mich unendlich geborgen. Als sie mich umarmt, kann ich ihr freudiges Wesen tief in mir spüren. Nach geraumer Zeit kommt ein Mann in schwarzer Kleidung mit dunklem Haar und freundlichem Gesicht hinzu. Sie wirken wie ein Paar. Er begrüßt mich ebenso strahlend und verschmilzt dann mit mir - als wenn sein Körper, meinen Körper von innen umschließt und auskleidet. Das Paar strahlt eine unglaublich tiefe und heilsame Freude aus. Hand in Hand gehen wir am Strand entlang, das Innere mit dem Äußeren fest vereint!“ 

Tanja



Was ist jetzt anders?

Diese erste Imagination wird mir für ewig präsent bleiben, denn zum einen war es die erste körperliche und seelische Erfahrung mit dieser Methode, die mich zutiefst berührt und neugierig gemacht hat. Und zum anderen traf ich hier auf eine Wertgestalt, die ein unbeschreibliches und vor allem unvergessliches Gefühl der Freude, Zufriedenheit, Ruhe und auch Kraft in mir auslöste – meine Innere Verbündete, die Lebensbejahende.

Diese so stark spürbaren, ganz reinen Merkmale ihres Wesens scheinen mir unversiegbar und sobald ich mich im Alltag mit „ihr“ (mit diesem Teil meiner Persönlichkeit) verbinde, kann ich sie kristallklar vor mir sehen und spüren - es durchströmt mich von Kopf bis Fuß. „Sie“ begleitet mich heute in x-fachen Situationen meines Lebens. Der Transfer in den Alltag und das Lebendig-Halten dieser Wertgestalt ermutigt mich dazu, einfach zu Sein. So stellte sich nach und nach das Gefühl von mehr Selbstsicherheit ein. Wenn ich mir dann bewusst mache, dass dies ein stets da gewesener Persönlichkeitsanteil von mir ist, bin ich immer wieder erstaunt und auch erfreut - ich kann es einfach so annehmen und genießen.

Tanja

Unseren Lebensauftrag finden


Im Laufe des letzten Jahres habe ich eine Reihe von Wertimaginationen durchwandert, und jede einzelne hält noch immer ihren ganz besonderen Wert und ihre Aufgabe für mich bereit. Um welche Dinge geht es hier? 

„Es geht darum, zu erkennen, dass wir unseren Auftrag in dieser Welt nicht erfinden, sondern dass wir ihn in uns tragen und er darauf wartet, dass wir ihn entdecken. Der Auftrag jedes Menschen ist genauso einzigartig wie die Chance, ihn zu erfüllen.“ // Viktor Frankl 

Für mich persönlich bedeutete dies, mich in meine Mitte, mein inneres Zentrum fallen zu lassen, um auf eine grandiose und außergewöhnlich tiefsinnige sowie sanfte Art meine wahre Persönlichkeit, meine Werte und einen Sinn im Leben zu finden. 

Auch wenn es nachfolgend vielleicht so erscheinen mag, nicht jedes Thema war leicht anzuschauen, nicht jede Wanderung hinterließ ein Gefühl von Ruhe, Kraft und Klarheit. Sie beinhalteten auch schmerzliche Erkenntnisse. Und dennoch kann ich heute mit etwas Abstand sagen, dass sich durch alle Imaginationen ein inneres Wachstum und eine Heilung vollzogen hat.  

Tanja
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